EU-Förderung für Erforschung von Riesenviren
ERC Consolidator Grant für Gruppenleiter Matthias Fischer
Dr. Matthias Fischer, Gruppenleiter am MPI für medizinische Forschung in Heidelberg, erhält den renommierten Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council). Mit 2,4 Millionen Euro wird seine Forschung zu Vielfalt, Wirkungsweise und Evolution von Riesenviren für fünf Jahre gefördert.
Viren und ihre Bedeutung
Viren sind vor allem für ihre Rolle als Krankheitserreger bekannt und haben daher einen notorisch schlechten Ruf. Weniger bekannt ist ihre ökologische Bedeutung, wie etwa bei der Kontrolle von Bakterienwachstum, dem Erhalt mikrobieller Biodiversität und ihrem positiven Einfluss auf Nährstoffkreisläufe. Auch für die Evolution zellulären Lebens sind Viren wichtig, da sie ihre Wirte zwingen, sich ständig weiterzuentwickeln, um zu überleben. Trotz dieser wichtigen Erkenntnisse ist das Wissen über die Welt der Viren auf wenige Modellsysteme beschränkt.
Forschungsfokus der Gruppe um Matthias Fischer
Die Arbeitsgruppe um Matthias Fischer untersucht schon seit mehr als 10 Jahren die Diversität und Infektionsbiologie von Viren, die sich in einzelligem Plankton vermehren. Diese Viren kommen in verschiedensten Ökosystemen vor, z.B. in Seen, Böden und Meeren, und sind ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Mikrokosmos. Fischer interessiert sich besonders für sogenannte "Riesenviren", eine weitgehend unerforschte Gruppe von Viren, die ungewöhnlich komplexe Genome und Partikel aufweisen.
CAPSOLUTION
Das ERC-Projekt "CAPSOLUTION" wird Fischer und seinem Team ermöglichen, die Vielfalt, Wirkungsweise und Evolution von Riesenviren zu erforschen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden die Wissenschaftler*innen Hochgebirgsseen in den Alpen nach Riesenviren durchsuchen und deren spezielle Oberflächenstrukturen im Labor studieren. Teststudien hatten gezeigt, dass Viruspartikel aus Umweltproben oft von den bekannten Mustern abweichen. Die Funktionen und evolutionäre Ursprünge dieser neuartigen Virusstrukturen können im Zuge des geförderten Projekts untersucht werden.
"Er freut mich sehr, dass die EU unsere Grundlagenarbeit im Bereich der Umweltvirologie derart würdigt", sagt Fischer. "Durch verstärkte Forschung auf diesem Gebiet werden auch andere Zweige der Mikrobiologie profitieren, weil wir mehr über das Verhalten von Viren im Allgemeinen erfahren und somit lernen, bestimmte Situationen besser einzuschätzen. So zum Beispiel die Übertragung von Tierviren auf den Menschen, oder wie anpassungsfähig bestimme Viren sind.“