Neues Max Planck Bristol Center für Minimalbiologie angekündigt

2. November 2018
Die Universität Bristol will mit der deutschen Max-Planck-Gesellschaft ein innovatives neues Max Planck Center für Minimalbiologie in Bristol etablieren. Das Center wird auf dem zurzeit entstehenden Gebiet der Minimalbiologie völlig neuen Fragestellungen nachgehen und sich damit einer der größten Herausforderungen der heutigen Grundlagenforschung stellen. Das Vorhaben könnte zu revolutionären Anwendungen in der Biotechnologie und Medizin führen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Institute der Universität Bristol und der Max-Planck-Gesellschaft werden interdisziplinär zusammenarbeiten, um zellähnliche Konstrukte zu kreieren und lebende Zellen mit neuen Eigenschaften auszustatten.

Die Anwendungen von Erkenntnissen aus dem Feld der Minimalbiologie sind weit gestreut und werden neue Therapien ermöglichen. So können z.B. Zellen geschaffen werden, die spezifische Eigenschaften zur Rettung kranker Zellen und Gewebe besitzen, oder man nutzt die Konstruktion spezieller Bakterien und Säugetierzellen zur verbesserten Herstellung von Pharmazeutika.

Das neue Center, das schon 2019 den Betrieb aufnehmen soll, sieht es als eine seiner Hauptaufgaben, eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auszubilden, die an der Grenze zwischen den Biowissenschaften und der Physik arbeiten.

Unter Führung der Professoren Imre Berger (Biochemie), Stephen Mann (Chemie) und Dek Woolfson (Chemie/Biochemie) an der Universität Bristol und Prof. Joachim Spatz, Tanja Weil und Petra Schwille an den Max-Planck-Instituten in Deutschland wird das neue Max Planck Center mehrere Schwerpunkte haben. Dazu gehört unter anderem die Synthetische Nanobiologie, bei der künstliche Funktionen in Protozellen und normale Zellen, Gewebe und Organismen integriert werden. Auch Proteindesign in lebenden Zellen wird ein Schwerpunkt sein. Hier sollen völlig neue, ab initio entworfene Proteine mit natürlichen Proteinen zusammenarbeiten. Die Biomedizinische Genomintervention ist ein dritter Eckpfeiler des Centers, in der synthetische, von Viren abgeleitete programmierbare „Nanoeinheiten“ noch nie dagewesene Funktionen zur Verstärkung und Reparatur von Genomen erhalten sollen.

Prof. Hugh Brady, Rektor und Präsident der Universität Bristol, sagte: „Wegen seiner Expertise in Biodesign eignet sich Bristol perfekt als Partner der Max-Planck-Gesellschaft für die Pionierarbeit in diesem Feld der Naturwissenschaften. Das Center stärkt die Verpflichtung der Universität zur Spitzenforschung und die dazu erforderlichen internationalen Kooperationen.“

Für Stephen Mann, Direktor des Center for Protolife Research und Professor für Chemie, bietet diese Kooperation eine einmalige Gelegenheit auf dem Weg zur Umsetzung eines rudimentären Protoorganismus und viele Chancen zur Zusammenarbeit rund um die Themen synthetische Zellen und Protobiologie. „Unsere gemeinsame Expertise in Design und Konstruktion von synthetischen Zellen anhand raffinierter Werkzeuge und Mikrofluidik-Methoden unserer deutschen Partner, bietet einmalige Chancen auf Durchbrüche in der Forschung und in ihren Anwendungen.“

Imre Berger, Professor für Biochemie und Direktor von Bristol Synthetic Biology, ergänzt: „Ein Hauptziel des neuen Centers wird die Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern auf dem Gebiet Minimalbiologie und Biodesign sein. Sie sollen die zentrale Frage, nämlich wie Materie lebendig wird, beantworten können.

Dek Woolfson, Professor für Chemie und Biochemie und Direktor des Bristol Biodesign Institute, sagt: „Der Ehrgeiz und die Neugierde am Max Planck Bristol Center könnten eine besondere Umgebung schaffen, in der Arbeit an der Grenze zwischen Biologie und Chemie gedeiht.

Joachim Spatz, Direktor am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung und Sprecher der neuen Max Planck School „Matter to Life“, die verwandte Themen bearbeitet, erklärt: „Wir suchen Antworten auf die Frage, welche Prinzipien das Leben ausmachen und wie sie sich teilweise durch Molekülsysteme anhand von Chemie und Physik künstlich ersetzen lassen. Diese Frage gehört zu den größten wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.“

Das Max Planck Bristol Center soll 2019 formell eröffnet werden.

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