Geschichte des Instituts

Geschichte des Instituts

1911 wird in Berlin die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft e.V. gegründet. Sie soll die Arbeit der Universitäten und Akademien durch naturwissenschaftliche Forschung ergänzen und so Deutschland international – auch im Hinblick auf technologischen Fortschritt - konkurrenzfähig halten. Der geographische Schwerpunkt der KWG liegt zunächst in Berlin und Preußen. Bis 1930 werden unter dieser Dachorganisation 28 Institute gegründet.

In den 1920er Jahren will der angesehene Heidelberger Mediziner Ludolf von Krehl ein Institut für Grundlagenforschung an der Schnittstelle zwischen klinischer Medizin und Physik/Chemie ins Leben rufen. Dafür nutzt er seine ausgezeichneten Beziehungen, vor allem zu KWG-Gründungspräsident Adolf von Harnack. Es soll das erste Institut im Südwesten Deutschlands werden. Im Mai 1930 wird das Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung eingeweiht. Es befindet sich auf einem von der Stadt Heidelberg geschenkten Grundstück am Neckarufer und ist bautechnisch besonders fortschrittlich. Der Karlsruher Architekt Professor Hans Frese entwirft das Gebäude mit vier Flügeln in H-Form für die Teilinstitute und einer gemeinsamen dreistöckigen Bibliothek als Kern des Gesamtinstituts. Der rote Klinkerbau wird das erste Gebäude im heutigen Neuenheimer Feld und ist bis heute – als Denkmal geschützt – am Eingang des Campus nicht zu übersehen.

Das neue Institut beherbergt zunächst Abteilungen („Teilinstitute”) für Physik, Chemie, Physiologie und Pathologie, geleitet von Karl-Wilhelm Hausser, Richard Kuhn, Otto Meyerhof sowie Krehl selbst. Vor allem Kuhn und Meyerhof gelingen in diesen ersten Jahren großartige wissenschaftliche Erfolge.

Hier erfahren Sie mehr über das Institut 1933 – 1945 und in der Nachkriegszeit.

1948-1949 wird die KWG als Max-Planck-Gesellschaft unter dem Namen und der Ehrenpräsidentschaft von Max Planck neu gegründet. Bothe kann erst 1952 seine Arbeit an der Teilchenphysik hier fortsetzen; für diese erhält er 1954 den Nobelpreis. Als Bothe 1957 stirbt, wird Wolfgang Gentner als Nachfolger berufen. Die räumlichen Verhältnisse am Institut sind jedoch den Erfordernissen der Hochenergiephysik nicht mehr gewachsen, und Gentner machte seine Zusage davon abhängig, dass die Abteilung Physik ausgelagert und zu einem selbstständigen Institut ausgebaut wird. So wird 1962 das neue MPI für Kernphysik am Königstuhl eröffnet.

Am MPI für medizinische Forschung setzt sich auch nach dem Tod Kuhns 1967 die Tradition seiner chemischer Forschung bis in die 1990er Jahre hinein fort (Th. Wieland, H. Staab).  Eine weitere Kooperation zwischen Physik und Chemie war die Entwicklung der NMR durch K.-H. Hausser, Sohn von K.-W. Hausser, und die Erforschung der Muskelphysiologie in der Tradition Meyerhofs wurde durch H.H. Weber, W. Hasselbach und K.C. Holmes fortgesetzt. Entwicklungen in der Biologie in den 1960er Jahren führten zur Gründung der Abteilung Molekularbiologie (H. Hoffman-Berling). In den 1980er und 1990er Jahren wurde Neurophysiologie zu einem neuen Schwerpunkt und neue Abteilungen für Zellphysiologie (Bert Sakmann, 1989-2007), Molekulare Zellforschung (Wolf Almers, 1992-1999), Molekulare  Neurobiologie (Peter H. Seeburg,1995-2016) sowie Biomedizinische Optik (Winfried Denk, 1999-2016) wurden eingerichtet.

Einen Überblick über die Forschung aller ehemaligen Abteilungen erhalten Sie hier

Literatur:

P Gruss / R. Rürup (Hrsg.), Denkorte, Dresden: Sandstein Verlag 2010

F. Schmaltz, Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus, Göttingen: Wallstein Verlag 2005

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